Geistlicher Impuls für Palmsonntag, den 5.April 2020
Evangelisch-methodistische Kirche Bezirk Kassel/Großalmerode

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
 

Dietrich Bonhoeffer

Ihr Lieben,
mit dem heutigen Palmsonntag beginnt die Karwoche. Wir gehen auf die höchsten christlichen Feiertage zu. Es ist schmerzhaft für uns, dass wir keine Gottesdienste  an Karfreitag und Ostern miteinander feiern können. Und trotzdem werden wir feiern in unseren Wohnzimmern vor den Bildschirmen oder auch in stiller Andacht.

Wir merken, wie wir noch mal ganz anders und neu in diesen Tagen auf die Worte der Bibel hören. Zu Palmsonntag gehört die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem (Johannes 12,12-19). Als die Menschen hören, dass Jesus nach Jerusalem kommt, legen sie Palmzweige und Kleider vor ihm aus und bereiten ihm einen Empfang wie einem König. Sie sind voller Erwartungen an ihn. Doch dann kommt alles anders als erwartet. Ihr Hosianna-Rufen verwandelt sich in das Geschrei des „Kreuzige ihn!“ Jesu Weg führt ihn ins Leiden und in den grausamen Tod am Kreuz. Wenn wir jetzt in die Karwoche gehen, denken wir über diesen Weg nach.

Moderne Christusfigur in der ev.-luth. Marktkirche St. Cosmas und Damian in Goslar aus: Gemeindebrief Magazin für Öffentlichkeitsarbeit epd bild

Immer wieder, wenn Menschen Leid erfahren, wird die Frage gestellt:
Warum lässt Gott das zu?
Warum greift er nicht ein?
Er könnte das doch verhindern, er hat die Macht dazu. Manche Menschen wenden sich von Gott ab, weil er ihre Erwartungen nicht erfüllt.
Wir können die Frage, warum Gott Leid zulässt, nicht beantworten.

Aber wir können auf den leidenden Christus schauen. In ihm zeigt uns Gott, wie er mit uns ist. Gott lässt das Leid und die Not der Menschen nicht kalt – auch heute und jetzt nicht. Gott bleibt nicht unberührt von unserer Angst vor der steigenden Zahl der Infektionen und den Folgen der Corona-Pandemie. Er lässt sich „mitinfizieren“: In Christus hat er gezeigt, dass er kein steriler Gott ist, sondern ein Gott, den das Leid der Menschen mitnimmt und der mit den Menschen mitleidet.

Bevor Jesus verhaftet wird, betet er im Garten Gethsemane. Da  zeigt er sich von seiner ganz menschlichen Seite. Jesus hat richtig Angst und bittet: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber (Matthäus 26,39). Wenn mich die Angst überfällt – und das passiert in diesen Tagen schon, es ist oft die Angst und Sorge um andere, die auf Grund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen gefährdeter sind als ich – dann ist mir Gott in diesem angsterfüllten Jesus im Garten Gethsemane ganz nah.

Ich muss zurzeit häufig an das Bonhoeffer-Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ denken. In der dritten Strophe bezieht sich Dietrich Bonhoeffer auf die Szene im Garten Gethsemane. Sie lautet: „Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand…“  Bonhoeffer saß isoliert in der Gefängniszelle, als er diese Zeilen an seine Lieben schrieb. Er musste mit dem Tod rechnen. Wie nah ihm in seiner Angst wohl der Jesus aus dem Garten Gethsemane war?  Bonhoeffer wusste sich aber „von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar“. Die „guten Mächte“ beschreibt er in einem Brief als Gebete, gute Gedanken, Erinnerungen und Bibelworte, über die er sich mit anderen Menschen verbunden weiß. Für ihn ist das ein Reich, das unsichtbar ist aber real.

Erinnern wir uns gegenseitig daran, dass wir getrost sein können, was auch immer kommen mag. Christus, der für uns gelitten hat und gestorben ist, ist als der mitleidende Gott  an unserer Seite.

Lasst uns jeder und jede für sich – und trotzdem gemeinsam das Lied 99/ 100 (EmK-Gesangbuch) singen:
Von guten Mächten treu und still umgeben,  behütet und getröstet wunderbar–so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Wenn ihr Hilfe braucht, wendet euch bitte an uns. Wir sind zu erreichen unter der Email: katharina.lange@emk.de und michael.putzke@emk.de und telefonisch unter den Nummern 0561-16595 und 0561-5108193.

Eine Bitte von uns: Dadurch dass wir nicht zu den Gottesdiensten zusammenkommen dürfen, können wir auch keine Kollekte einsammeln. Die Ausgaben, die wir als Gemeinde haben, bleiben aber weiterhin bestehen. Darum bitten wir euch, das bei der Überweisung des Gemeindebeitrages bzw. den Tütchen für das Osterdankopfer dazuzutun.

Gott segne und behüte euch, Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig, Gott hebe sein Angesicht auf euch und schenke euch Frieden. Amen

Es grüßen euch euer Pastor Michael Putzke und eure Pastorin Katharina Lange