Geistlicher Impuls für Sonntag, den 22.März 2020 Evangelisch-methodistische Kirche Bezirk Kassel/Großalmerode
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Johannes 12,24 (Wochenspruch)
Ihr Lieben,
nach einer Woche „Kirche fasten“ wende ich mich wieder an euch und möchte das auch in den kommenden Wochen so tun. Wir wollen versuchen, auf verschiedenen Kanälen als Gemeinde in Kontakt zu bleiben und uns gegenseitig zu stärken. Danke dafür, wie ihr schon jetzt Kontakt miteinander haltet.
„Lätare“ ist laut Kirchenjahr der Name des heutigen Sonntags und bedeutet „Freuet euch!“ Ist das nicht ein eigenartiger Name mitten in der Passionszeit, in der wir an den Leidensweg und das Sterben Jesu denken wollen? Freude und Passion passen zunächst nicht zueinander.
„Freuet euch!“ – wie wieviel merkwürdiger klingt diese Aufforderung inmitten der CoronaPandemie?
Freuen, obwohl wir nicht miteinander Gottesdienst feiern dürfen?
Freuen, obwohl die Angst und Sorge davor wächst, was alles auf uns noch zukommen wird?
Freuen – die einen-, obwohl man den ganzen Tag zu Hause sitzt, viele ganz allein?
Freuen – die anderen-, obwohl man trotzdem zur Arbeit muss und sich nicht ausreichend geschützt fühlt.
Mit etlichen von euch habe ich in der vergangenen Woche telefoniert und die Situationen sind unterschiedlich. Viele der Älteren sind mittlerweile vernünftig und halten sich an den Rat, nicht mehr ihr Haus zu verlassen. Manche aber meinen immer noch alles selbst erledigen zu können ungeachtet der Gefahr, in die sie sich selbst und andere bringen. Viele sorgen sich um ihre Lieben. Auch ich habe meine Eltern und Schwiegereltern ermahnt: „Bleibt Zuhause! Ladet niemanden ein! Lasst für euch einkaufen!“ Ganz ehrlich: Nach Freude ist mir gerade nicht zumute.
Und trotzdem Lätare!
Denn wenn es heute heißt „Freuet euch“, dann werden wir mit diesem Sonntag daran erinnert, dass wir im Glauben eine Freude haben, die tiefer liegt. Sie hat nichts mit ausgelassener Leichtigkeit und unbeschwertem Spaß zu tun. Diese Freude im Glauben hat damit zu tun, dass wir in all dem, was uns Sorgen und Angst macht, getrost sein können. Manche von euch haben es mir gegenüber am Telefon ausgesprochen: „Ich weiß mich getragen.“ „ Gott ist bei uns.“ „ Wir haben doch eine Hoffnung, was auch immer kommen mag.“
Der Sonntag Lätare wird auch das „kleine Ostern“ genannt, weil wir mitten in der Leidenszeit schon an Ostern und die Hoffnung auf Leben erinnert werden. Manchmal haben wir in den vergangenen Jahren in den Gottesdiensten am Sonntag Lätare in der Gebetszeit Weizenkörner gesät. Während wir die Körner in die Erde versenkten, haben wir unsere Lasten und Bitten vor Gott gebracht. Das wollen wir auch in diesem Jahr so tun. Jeder kann das für sich zuhause in einer Schale oder Blumentopf tun. Die ihr diesen Brief per Post erhaltet, habt Weizenkörner in den Umschlägen gefunden. Die ihr diese Zeilen per Email erhaltet oder auf der Homepage lest, schaut, welche Samen ihr zuhause habt. Sät diese Samenkörner und schaut, was wachsen wird. Zunächst sieht die Erde dunkel aus. Aber so wird es nicht bleiben! Wir setzen darauf, dass die Samen austreiben. Ein Symbol für Leben.
Wir würden uns freuen, wenn ihr uns Fotos von euren Aussaaten zuschickt. Wir werden sie auf die Homepage (www.emk-kassel.de) stellen und gemeinsam uns am Aufgehen und Wachsen der Saat freuen.
Und dann denkt dran: Was für eine Freude wird es sein, wenn wir uns wieder persönlich begegnen, einander die Hand geben oder sogar in den Armen liegen dürfen. Wie wird es sein, wenn wir miteinander Ostern feiern – vermutlich später als es im Kalender steht, aber wir werden es tun.
Singt für euch das Lied Nr 218 aus dem Gesangbuch:
Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt. Liebe lebt auf, die längst erstorben schien. Refrain: Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Es grüßen euch euer Pastor Michael Putzke und eure Pastorin Katharina Lange
(Wir sind zu erreichen unter der Email: katharina.lange@emk.de und michael.putzke@emk.de und telefonisch unter den Nummern 0561-16595 und 0561-5108193.)