Andacht für Sonntag, den 3. Mai 2020
Evangelisch-methodistische Kirche Bezirk Kassel/Großalmerode

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer in mir bleibt und ich in ihm,
der bringt viel Frucht;
denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Johannes 15, 5

Ihr Lieben,
das Bild vom Weinstock und den Reben prägt diesen Sonntag. Ich musste an die Bilder denken, die seit neun Jahren den Gemeindesaal in Kassel schmücken. Insgesamt sind es zwölf Tafeln, die einen Weinstock mit seinen Reben darstellen. Auch wenn die Gemeindeaktion etliche Jahre her ist, kann ich mich gut erinnern, wie voller Freude und Energie unter den Pinselstrichen vieler Beteiligter nach und nach dieser Weinstock „wuchs“. Das Wort aus dem Johannesevangelium wurde auf Leinwand gebracht.
Der Weinstock bildet dabei ein Kreuz, das zum Lebensbaum wurde. Ein Symbol für den auferstandenen Christus. Er steht im Zentrum, von dem geht alles aus. Mit ihm sind wir als Reben verbunden. Welche Bedeutung hat dieses Wort für uns in diesen herausfordernden Tagen?

Der Weinstock ist ein Symbol für die Lebensfülle.
Eine Geschichte in der Bibel erzählt, wie nach vierzig Jahren Wüstenwanderung Kundschafter riesige Trauben aus dem verheißenen Land bringen. Eine ist so groß, dass sie ihn zu zweit tragen müssen. Als die in der Wüste zurückgebliebenen Israeliten das sehen, tropft ihnen der Zahn. Sie können es kaum noch erwarten. Da wollen sie hin zu diesem Leben in Fülle.
„Ich trockne innerlich aus.“ Sagte jemand vergangene Woche zu mir. Und eine andere: „Das ist doch kein Leben.“ Hinter uns liegt keine vierzigjährige Wanderung. Aber nach sieben Wochen, in denen wir mit Kontaktbeschränkungen erleben, dürsten viele nach Begegnung, die Sehnsucht nach einem Leben ohne Einschränkung ist groß. Viele merken, wie wichtig es ist, trotz aller körperlichen Distanz miteinander in Verbindung zu sein und auch zu erleben, die Verbindung zu Christus bricht nicht ab.
Wenn Christus sagt: Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben dann verspricht er: In der Verbindung mit mir habt ihr Zugang zum Leben in Fülle. Mit mir habt ihr Hoffnung, dass das Leben siegt. Darum: Bleibt an mir. Kraft wird Euch zufließen.

Lasst Neues wachsen!
Seit letztem Sommer pflegen wir ein Gärtchen hinterm Haus. Als Unkundige sind wir unsicher, was wir beschneiden müssen. Wir probieren einfach. So habe ich im Herbst bei einem Weinstock die alten Triebe abgeschnitten. Als der kahle Stock dastand, war ich erschrocken. Wie abgestorben sah er aus. Ob da im nächsten Jahr wieder was wächst? Siehe da: Aus dem knochigen Stock wachsen grüne Triebe. (Siehe Foto)

Für mich ist das zum Bild für unsere Gemeinden geworden. Auch wenn wir in den vergangenen Wochen das kirchliche Leben arg beschnitten wurde, ist es nicht abgestorben. Da ist Leben, das wir nicht sogleich sehen können. Auch wenn wir nicht in gewohnter Weise unsere Gemeinschaft leben können, kann diese neue Impulse bekommen – gerade aus der Dürre heraus, die wir jetzt erleben. Unser Superintendent fragte uns in einem Online-Meeting: Gibt es was, was ihr mitnehmen könnt aus der Corona-Krise?

Wir werden nicht einfach wieder in die Normalität zurückkehren. Aber wir können die Erfahrungen aus der Krise mitnehmen, wenn wir unser Gemeindeleben wieder Schritt für Schritt aufnehmen. Es wird sicher anders sein als vor der Krise, aber es wird sein. Manche Verbindungen untereinander sind in dieser Zeit vertieft worden. Sie sollten weiter gepflegt werden.

Wir nehmen die Frage aus dieser Zeit mit, was wirklich wichtig ist im Leben. Was füllt unser Leben und das Leben der Gemeinden aus? Und wie sieht es aus mit der Verbindung zu Christus, dem Weinstock? Er hat uns Fülle des Lebens versprochen und er ist es, der neu wachsen lässt. Darauf vertrauen und hoffen wir.

Lasst uns jeder und jede für sich – und trotzdem gemeinsam aus dem Lied 325 (EmK-Gesangbuch) singen:  

Bei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn; nichts soll mich von dir vertreiben, deine Wege will ich gehn. Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft, wie der Weinstock seinen Reben zuströmt Kraft und Lebenssaft.

T: Karl Johann Philipp Spitta 1826,  M: Bamberg 1732 / Herrnhaag um 1735

Gott schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.
Gott stärke, was in uns wachsen will.
Gott halte uns fest im Glauben, dass das Leben lebendiger ist als der Tod.
So segne und behüte uns der gütige und gnädige Gott, Vater, Sohn und heiliger Geist.
Amen

Wenn ihr Hilfe braucht bzw. ein Gespräch wünscht, wendet euch bitte an uns. Wir sind zu erreichen unter der Email: katharina.lange@emk.de und michael.putzke@emk.de
und telefonisch unter den Nummern 0561-16595 und 0561-5108193.

Es grüßen euch euer Pastor Michael Putzke und eure Pastorin Katharina Lange