Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Johannes 3,16

Unsere Welt ist aus den Fugen. Seit gut einer Woche sind wir wieder im Lockdown. Als für den November der Lockdown light beschlossen wurde, war die offizielle Ansage: Wenn wir das jetzt richtig machen, dann haben wir die Aussicht, ein schönes Weihnachten zu erleben. Es ist anders gekommen. Die Sorgen haben eher zugenommen, als dass sie weniger wurden. Jetzt ist dieses Weihnachten nicht so, wie wir gedacht und erhofft hatten. Wir können nur im kleinen Kreis feiern. Manche werden allein zu Hause sitzen. Die Situation in vielen Krankenhäuser ist bedrängend. Gottesdienste können wie gewohnt nicht stattfinden. Die Umstände verunsichern uns alle. Wie sollen wir denn jetzt entspannt Weihnachten feiern können? Überhaupt, wie soll das weitergehen? Was gibt uns denn jetzt Hoffnung?

Ich musste in diesen Tagen an eine Freundin denken, die in den 1980er Jahren meinte, man könne doch in diese Welt kein Kind setzen. Damals war es das atomare Wettrüsten der Supermächte und das Waldsterben, was Menschen verunsicherte. Alles war viel zu unklar, als dass man eine Familie gründen könnte. In was für einer Welt würde denn dieses Kind groß werden, war die Frage. Schon bemerkenswert ist, dass uns in diesen Tagen dieser Satz wieder begegnet. Die nächste Generation fragt verunsichert: Kann man in diese Welt, die aus den Fugen geraten zu sein scheint, ein Kind setzen? Wäre das nicht riskant und unvernünftig? Doch was erzählt uns die Weihnachtsgeschichte?

Krippenfiguren aus Uganda zurzeit in der Zionskirche in Großalmerode – Foto: Heike Liese

Sie erzählt uns von einem Gott, der unvernünftig ist. Er setzt ein Kind in unsere Welt und geht damit volles Risiko ein. Das Kind Gottes wird geboren in einer Zeit, die ebenfalls unsicher war. Maria und Josef waren unterwegs nach Bethlehem. Es gab keinen Raum, in dem sie Schutz finden konnten. Das Römische Reich war die alles beherrschende Weltmacht und hatte eine Steuerschätzung angeordnet, die das Land auf den Kopf stellte. Sie diente dazu, möglichst viel Geld aus der Bevölkerung herauszupressen – also keine idyllische Lage, in der Maria und Josef nach Bethlehem gehen. Ein schlechter Zeitpunkt und der falsche Ort zum Kinderkriegen. Aber trotz allem kommt gerade da Gottes Kind zur Welt. Aber Gott scheut diese Gefahr nicht; er kommt hier unter uns zur Welt und setzt sich mit uns dieser Welt aus mit all ihren Gefahren.

Wir empfinden in diesen Tagen eine große Unsicherheit; wir spüren, dass wir verletzliche Wesen sind – wie schon lange nicht mehr. Vielleicht hören wir die Weihnachtsgeschichte deswegen anders als sonst. Der Retter der Welt wird in unsicherer Zeit als kleines verletzliches Kind in einem zugigen Stall geboren.

Liebe Gemeinde, die Botschaft von Weihnachten macht deutlich: Gott wartet nicht auf bessere Zeiten. Er zieht sich nicht zurück, bis das Chaos endlich vorbei ist. Er kommt als Kind in diese Welt und setzt sich ihren Gefahren aus. Er will Heil und Licht in dieses Dunkel bringen. Und er will uns die Furcht nehmen vor allem, was noch kommt, denn er bleibt und steht uns bei.

Was treibt Gott dabei an? Warum macht er das? Er tut das aus Liebe zu seiner Welt, wie es in dem Spruch heißt, mit dem wir die Gottesdienste an Heiligabend beginnen: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Johannes 3,16). Gott lässt uns nicht im Chaos verloren gehen. Er schenkt Leben jetzt und in Ewigkeit. Das gibt uns Hoffnung. Amen

In den Kirchen dürfen wir derzeit nicht singen, aber zuhause können Sie, könnt ihr es tun. Darum singt das Lied Hört der Engelchöre singen (MG 176)

Er, den alle Himmel loben, / kommt zur Erde nackt und bloß. / Er, der ewig herrscht dort oben, / wird ein Kind im Mutterschoß. / Er verlässt die Göttlichkeit, / wird ein Mensch in Raum und Zeit. / „Gott mit uns“ wird er genannt; / wir sind jetzt mit ihm verwandt./  Hört es, freut euch überall: / Gott wird Mensch, ein Kind im Stall.

 Friedensfürst, du bist geboren, / Sonne der Gerechtigkeit. / Du bringst denen, die verloren, / Leben, Licht und Herrlichkeit. / Christus hat sich hingegeben, / schenkt uns Heil und neues Leben. / Von dem Tod sind wir befreit, / neu geborn in Ewigkeit./ Hört es, freut euch überall: / Gott wird Mensch, ein Kind im Stall.

T: Charles Wesley 1739 / George Whitefield 1753 („Hark! The herald-angels sing“)Dt: Armin Jetter, Ulrike Voigt 2000 M: Felix Mendelssohn Bartholdy 1840 / William Hayman Cummings 1856

 So feiert nun Weihnachten und seid gesegnet:

Gott, der dich ins Leben rief, segne dich.

Gott, der als Kind sich selbst in das Chaos dieser Welt begab, behüte dich.

Gott, dessen Geist bei dir ist, leite dich und schenke dir Hoffnung. Amen

 Gesegnete Weihnachten wünschen euch und Ihnen

Pastorin Katharina Lange und Pastor Michael Putzke.